Gründer der Salvatorianer
Seliger Pater Franziskus Maria vom Kreuze Jordan
Am 15. Mai 2021 ist zur Freude der ganzen salvatorianischen Familie ihr Gründer P. Franziskus Maria vom Kreuze Jordan in Rom seliggesprochen worden. P. Franziskus Jordan hat seinen geistlichen Söhnen und Töchtern keine theologischen Werke hinterlassen. Was wir von ihm aber haben ist sein „Geistliches Tagebuch“. Ein Tagebuch schreibt man für sich.
So spürt man: viele Gedanken, Anforderungen, Hoffnungen und Wünsche hat er für sich notiert. Uns aber verraten sie heute seinen religiösen Werdegang, sein Suchen und Reifen, die geistige Ausrichtung, die er uns geben will. „Die Einträge Jordans in das Geistliche Tagebuch in den ersten Tagen nach der grossen geistlichen Erfahrung im Sommer 1875 und den folgenden Monaten zeigen usn, wie sehr er sich von Gott anziehen liess und alles zu tun versuchte, um seiner Berufung zu entsprechen“. (GT S. 52)
Hier Worte aus dem Tagebuch:
2. Juli 1875
„Was suchst du, o Mensch, die Heimat in der Fremde? Was suchst du, Menschen zu gefallen, bei denen du nicht bleiben darfst? Richte doch deine Blicke hinauf, wo dir die ewigen Freunde stets die himmlische Heimat zeigen! Such dem zu gefallen, bei dem du ewig bleiben darfst.“
8. Juli 1875
„Heilige, o Mensch, deinen Leib; denn er ist ein Tempel des Hl. Geistes! Wirf dich geduldig deinem Heiland in die Arme, wenn finstere Wolken über dir sich lagern und kalter Frost dein Herz befällt! O Sohn, komm und wandle mit mir, koste die Süssigkeit meiner Wege! O mein Sohn, wo willst du hin, was suchst du? Ich allen kann dir die wahre Ruhe geben!“
ohne Datum 1875
„Die wahre Demut ist der Schlüssel, mit dem du die Gnadenschätze des Himmels öffnen kannst. Steh mutig auf, Pilger, wenn du auf dem rauen Weg zum Leben strauchelst! Richte deinen Blick himmelwärts und wandle ohne Zagen, bis du an der Pforte des ewigen Lebens angelangt bist. O Wanderer, werde nicht müde und verzage nicht, denn der Allerhöchste wird dich stärken und schützen auf der mühe- und gefahrvollen Reise zum ewigen Paradies. Wann, o Herr und König des Himmels und der Erde, wann werde ich dich schauen dürfen? Allzu lange erscheint mir die Zeit, bi ich dich vollendet lieben kann im Himmel. Wie lange, o Herr, zögerst du noch? O könnte ich schon ganz mit dir vereinigt sein!“
War Jordan seiner Zeit voraus? (P. Bernward Meisterjahn)
Die Verehrung Jordans führt dazu, seine Bedeutung gross herauszustellen. So wird vielfach gesagt, er sei seiner Zeit weit voraus gewesen. „Rom“ habe ihn aber nicht verstanden und ihn so eingeschränkt, dass er seine grossartigen und fortschrittlichen Ideen nicht verwirklichen konnte. So sei die Gründung eines neuen universalen Werkes, die apostolische Lehrgesellschaft, zurückgestutzt worden auf eine ganz normale Seelsorgsgesellschaft, die Gesellschaft des Göttlichen Heilandes.
Wir werden solche Vorstellungen behutsam untersuchen müssen, damit nicht ein Klischee entsteht, das der Wirklichkeit nicht entspricht. War Jordan wirklich fortschrittlich? Man wird wohl keinen Beleg dafür finden, dass sich Jordan für fortschrittlich gehalten habe. Gewiss, er wollte ein „Werk der Werke“ gründen, eine Zusammenfassung aller apostolischen Aktivitäten der Kirche, eine apostolische Phalanx, eine geballte Streitmacht. Aber das hatte nichts mit Fortschrittlichkeit zu tun, sondern mit Notwendigkeit. Jordan erstrebte in seinem Rieseneifer einen gewaltigen Aufbruch der Kirche, um die Schäden zu bekämpfen, die Säkularisierung und Industrialisierung der Gesellschaft zugefügt hatten. Man muss alles, was Jordan erstrebte, auf dem Hintergrund des Kulturkampfes begreifen. Es ist aber bezeichnend, dass Jordan von dem, was seine Zeit als kirchenfeindlich verstand – Kulturkampf, Liberalismus, Freimaurerei, Aufklärung und so fort – so gut wie nie gesprochen hat. Er hatte keine Feindbilder, er bekämpfte keine Ideen und feindlichen Mächte. Es ging ihm um Seelsorge, um Errettung der Menschen aus den Gefahren der Zeit. Darum hat er sich auch aus allen politischen Streitfragen herausgehalten. Darum ist es von vornherein vergeblich, in ihm eine Grösse auf dem Feld der zeitgenössischen politischen und religiösen Auseinandersetzungen zu suchen.
Es ist auch nicht so, dass Jordan sich für eine Reform des Ordenswesens eingesetzt hätte. Wenn er für seine Lehrgesellschaft nicht die Form des Klosters suchte, so lag das einfach daran, dass auf deutschem Reichgebiet Seelsorgsklöster verboten waren. Das war in Rom und Italien anders. Als Jordan die Idee der Lehrgesellschaft 1881 in Rom verwirklichte, wurde selbstverständlich eine Klostergründung daraus. Die Regel, die er 1884 entwarf, war ein gelungener Entwurf, ganz aus biblischen Quellen gespeist, und stand voll in der Tradition katholischer Orden. In den Folgejahren wurde die Regel durch Konstitutionen ersetzt, die sich an den Vorgaben der kirchlichen Behörde auszurichten hatten, wenig Originelles enthielten, sondern von manchmal kleinlicher Regulierung durchdrungen waren. Auf dem Gebiet der Theologie ist bei Jordan ebenso wenig Besonderes zu entdecken. Er vertraute die jungen Leute am liebsten den Jesuiten der Gregoriana an, weil er deren kirchlichen Geist schätzte. Dort wurde im Sinn der Spätscholastik, natürlich in lateinischer Sprache, unterrichtet. Von der Ermüdung und Erstarrung in Forschung und Lehre war damals noch nicht die Rede. Jordan selbst war gründlich römisch eingestellt. Das römische Lehramt war für ihn selbstverständliche Norm.
Es ist auch nicht zu erkennen, dass Jordan eine besondere Spiritualität angestrebt hätte. Für ihn war der Leitgedanke das Apostolat, und zwar in universaler Weite und Intensität. Daher war Pfingsten für seine Gründung zunächst das Patronatsfest. Die Apostel wurden vom Heiligen Geist erfüllt und erhielten den Auftrag, in die ganze Welt hinauszugehen, zu predigen, Kranke zu heilen und zu taufen. Der Heilige Geist und das Apostolat, die Aussendung der Missionare, das waren Leitmotive in der frühen Zeit der Gründung.
Als die Lehrgesellschaft ihren Namen ändern musste, weil „apostolisch“ und „katholisch“ ein Prärogativ des Heiligen Stuhles sei und nicht einer nachgeordneten Institution zukommen könne, wurde Verschiedenes vorgeschlagen, etwa „Jordanisten“ oder „Taboristen“, alles durchaus interessante Gedanken. Aber dann wurde aus der Lehrgesellschaft die Gesellschaft des Göttlichen Heilandes, und die Mitglieder nannte man kurz „Salvatorianer“, eine glückliche Fügung, aber eben nicht eine Idee Jordans. Er war übrigens mit dem neuen Namen sehr einverstanden. Das Patronatsfest war von da ab Weihnachten, das Fest der Menschwerdung des göttlichen Wortes. Vom Heiland, vom Salvator, von salvare, heilen, retten, lässt sich Vieles ableiten. Kaum ein Name dürfte für eine Ordensgesellschaft schöner und inhaltsreicher sein.
Der Nachfolger Jordans im Amt des Generalobern Pater Pankratius Pfeiffer war dann sehr bemüht, den Namen mit Inhalt zu füllen. Ihm war die Identität der Salvatorianer, die Formulierung ihrer Spiritualität ein grosses Anliegen. Jordan selbst hat den neuen Namen eher mit rahiger Selbstverständlichkeit angenommen und aufgegriffen, ohne viel Grübeleien und Spekulationen. Er war so schlicht und weitherzig katholisch, dass er den Titel „Heiland“ nicht als Eigengut der Gesellschaft überbewerten konnte, und sich doch freute, dass die Gesellschaft dem „Heiland“ oder dem „Weltenheiland“ verschrieben war.
Heute sind immer noch manche auf Spurensuche, und die Identität der Salvatorianer, die auch gelegentlich mit Salesianern verwechselt werden oder sich als „kleine Jesuiten“ verniedlichen, ist vielen immer noch ein Problem.
Es genügt, auf Jordan zu schauen. Es ist überflüssig, ihm Grösse und Fortschrittlichkeit auf Gebieten anzudichten, die nicht auf ihn zugeschnitten waren. Seine grenzenlose Gottesliebe und sein unbegrenzter Eifer für die Rettung der Menschen, das ist der Kern der Spiritualität Jordans. Darin ist er Vorbild. Das ist sein Vermächtnis.
Portal PaterJordan.org
Die neusten Informationen über Pater Jordan und Feierlichkeiten im Jordan-Jahr vom 15. Mai 2021 bis 21. Juli 2022.
Gehe zur Seite